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Ein Herz für "Einäugige": Yashica 230-AF

Die Yashica 230-AF in voller Pracht. © Photohaus Clickpic

Es ist so eine Eigenart von KamerahändlerInnen, mit der Zeit ein Herz für sonderbare Geräte zu entwickeln.

Eine dieser "Eigenartigen", für die ich ein Herz entwickelt habe, ist die Yashica 230-AF.

Der japanische Hersteller Kyocera/Yashica war Ende der 80er-Jahre relativ früh dran mit einem komplett neuen Autofokussystem. Das Bajonett und die Autofokustechnik sind der des Minolta AF-Bajonetts relativ ähnlich. Ich meine, die beiden Hersteller haben bei der Entwicklung auch kooperiert. Der "Zyklop-Augen-Blitz" ist abnehmbar und in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal.

Darunter verbirgt sich als Überraschung: ein vollwertiger TTL-Blitzschuh!

Im Gegensatz zum Minolta AF-Anschluss, der bis ins Digitalkamerazeitalter über- und später als Sony A-Mount weiterlebte, war das Yashica-System aber kein großer ökonomischer Erfolg. Innerhalb des Yashica-Systems gab es insgesamt nur drei verschiedene Kameramodelle. Mitte der 90er-Jahre war die 300-AF der letzte Versuch Kyoceras, das System zu beleben. Die 300-AF besaß aber nicht mehr das Gimmick mit dem abnehmbaren Blitz. Sie mutete daher um einiges gewöhnlicher an.

Die Objektiv-Auswahl für diesen Anschluss kann man aber zweifellos auch als sonderbar bezeichnen. Es gab immerhin drei Festbrennweiten. Neben einem Standard-50mm mit Lichtstärke 1:1,8 gab es noch zwei Weitwinkel, ein 2,8/24mm und ein 2,8/28mm.
Bei den Zooms ließ man sich auch nicht lumpen. Gefühlt hundert relativ lichtschwache Standard- und Telezooms schafften es auf den Markt. Tatsächlich waren es wohl zwölf verschiedene. Die Konstruktion war in der Regel zugekauft. So ergibt sich ein schrulliges "Gesamtwerk", dass den Namen "Yashica MA-Bajonett" trug.

Was das Kleinbild betraf, konzentriere sich Kyocera relativ schnell wieder auf das manuell zu fokussierende Contax/Yashica-Bajonett. Dieses Bajonett hatte von Zeiss gerechnete Objektive, damit klare Liebhaber und verkaufte sich besser.

2000 wagte Kyocera einen letzten Versuch, ein Spiegelreflex-Autofokus-Bajonett zu etablieren, bis der Hersteller fünf Jahre später alle Bemühungen im Kamerabau aufgab.

Zwei Funfacts zum Yashica 230-AF-System

Stellt man mit dem Standard 50mm Objektiv die Offenblende ein, zeigt die Kamera im Display F1:1,7 an. Das 50mm hat aber, wie erwähnt, nur eine Offenblende von F1:1,8. Ein lichtstärkeres Objektiv gab es für diesen Anschluss nie.

Was es hingegen gab, war ein 1,6x-AF-Telekonverter-Adapter für manuell fokussierbare Contax/Yashica-Objektive. Mit dem Adapter hatten die manuellen Zeiss- und Yashica-Linsen zwar Autofokus an den Yashica-AF-Kameras, aber auch einen 1,6x Crop. Die schönen 50mm-Planare verhielten sich also wie ein leichtes 80mm-Tele-Objektiv.